Retouren nach Weihnachten: Darum kommt es oft zum Streit – Was Verbraucher und Händler wissen sollten

Leipzig, 17.12.2025

Nach den Feiertagen beginnt für viele Verbraucher die Retourenzeit. Nicht jedes Geschenk passt, gefällt oder funktioniert wie erhofft. Was viele jedoch nicht wissen: Verbraucherrechte im Online-Handel haben auch in Bezug auf das Widerrufsrecht klare Grenzen. Aus der langjährigen Beratungspraxis des Händlerbundes, der seit über 15 Jahren mehr als 45.000 Online-Shops unterstützt, zeigt sich, dass Rücksendekonflikte jedes Jahr auf denselben Missverständnissen beruhen.

Widerrufsrecht ist keine Einladung zur Leihe

Das gesetzliche Widerrufsrecht erlaubt Verbrauchern, online bestellte Waren zu prüfen – ähnlich wie im stationären Handel. Kleidung darf anprobiert, Technik kurz getestet werden. Wer Produkte jedoch über diese Prüfung hinaus nutzt, etwa Kleidung mehrere Tage trägt oder Elektrogeräte im Alltag verwendet, riskiert einen Wertersatz. In Einzelfällen kann dies sogar dazu führen, dass der Kaufpreis nicht erstattet wird, während der Verbraucher die Ware nicht behalten darf.

Ein Mangel heißt nicht automatisch Geld zurück

Ist ein Weihnachtsgeschenk defekt, erwarten viele Verbraucher eine sofortige Rückzahlung. Das Gesetz über die gesetzliche Gewährleistung sieht jedoch zunächst den sogenannten Vorrang der Nacherfüllung vor. Verbraucher können wählen, ob sie eine Reparatur oder eine Ersatzlieferung möchten. Erst wenn diese Nacherfüllung zweimal scheitert oder unzumutbar ist, kann vom Kaufvertrag zurückgetreten bzw. der Kaufvertrag angefochten und der Kaufpreis vollständig zurückverlangt werden.

Verspätete Lieferung: Nicht jede Enttäuschung ist ein Schaden

Gerade in der Vorweihnachtszeit verzögern sich Lieferungen. Eine verspätete Lieferung des Pakets begründet jedoch nicht automatisch einen Anspruch auf Schadensersatz. Die im Online-Shop angegebenen Lieferzeiten sind in der Regel unverbindliche Zeiträume. Nur wenn Händler ausdrücklich eine Lieferzeitgarantie zugesagt haben, können weitergehende Ansprüche entstehen.

Rechte kennen, Ärger vermeiden

Die Zeit nach Weihnachten ist für Verbraucher wie Händler gleichermaßen herausfordernd. Wer seine Rechte realistisch einschätzt und frühzeitig das Gespräch mit dem Händler sucht, kann viele Auseinandersetzungen vermeiden.

„Viele Verbraucher handeln in gutem Glauben – sind dann aber überrascht, wenn ihre Erwartungen rechtlich nicht gedeckt sind. Gerade nach Weihnachten lohnt sich ein genauer Blick auf die eigenen Rechte und Pflichten“, sagt Sandra May, Juristin beim Händlerbund.