Was ist Barrierefreiheit?
Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) definiert Barrierefreiheit wie folgt:
“Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.”
Der Bundesregierung zufolge gibt es in Deutschland ungefähr 13 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung, wobei davon rund acht Millionen Menschen schwerbehindert sind. Unseren Sozialraum barrierefrei zu gestalten, ist also für viele Menschen von Bedeutung. Barrierefreiheit gilt als die Grundlage für umfassende Teilhabe und Information aller Bürger, unabhängig von Behinderungen.
Was zählt alles zur Barrierefreiheit?
Zur Barrierefreiheit gehört viel mehr als eine Rampe vor der Tür, ein Blindenleitsystem oder eine barrierefreie Toilette. Sie umfasst zum Beispiel:
- barrierefreie Mobilität
- medizinische Versorgung (also barrierefreie Arztpraxen)
- barrierefreie Angebote von Dienstleistungen und Produkten
Barrierefreiheit wird meist im baulichen Bereich mit Fokus auf Menschen im Rollstuhl diskutiert. Aber Barrierefreiheit betrifft auch:
- taube Menschen bzw. Menschen mit Hörbeeinträchtigungen
- Menschen mit Sehbehinderungen
- Menschen mit kognitiven Einschränkungen
- Menschen mit Lernschwierigkeiten
Eine barrierefreie Homepage zu betreiben ist für dich als Unternehmer daher wichtig, sodass du ebenfalls Barrierefreiheit testen bzw. deine Website auf Barrierefreiheit prüfen solltest.
Was ist digitale Barrierefreiheit?
Barrierefreiheit bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens – auch auf unsere digitale Welt. Das Internet bietet für Menschen mit Behinderungen großes Potenzial, denn es:
- hat eine große Reichweite
- ist zeit- und ortsunabhängig
- hat einen unerschöpflichen Wissensspeicher
- bietet Informations- und Austauschplattformen
Dabei können Anwendungen, Geräte und Techniken nur von allen Menschen genutzt werden, wenn sie barrierefrei sind.

Hast du noch Fragen rund um Barrierefreiheit, die dazugehörigen Gesetzgebungen und was das alles für dich bedeutet? Unsere erfahrenen Anwälte stehen dir im Live Chat regelmäßig Rede und Antwort.
Zum Live ChatIst Barrierefreiheit gesetzlich vorgeschrieben?
Grundsätzlich ist Barrierefreiheit ein Grundrecht, das sich unter anderem aus Artikel 9 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ergibt.
Neben den gesetzlichen Vorschriften ist Barrierefreiheit für dich als Unternehmer aber auch von Vorteil, denn du:
- hast mehr potenzielle Kunden (denn du schließt niemanden aus)
- verbesserst die Nutzererfahrung (wodurch User länger auf deiner Seite bleiben)
- erhöhst deine Reichweite (denn deine Seite rankt besser bei Google)
- übernimmst soziale Verantwortung und zeigst Engagement für Inklusion
Welches Gesetz regelt die Barrierefreiheit?
Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) stellen sicher, dass die digitalen Angebote öffentlicher Stellen barrierefrei sind.
Daneben gibt es noch die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Erweitert wird die Gesetzgebung durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das mit Juni 2025 in Kraft tritt und der nationalen Umsetzung der Europäischen Barrierefreiheitsrichtlinie entspricht.
Es gibt zwei verschiedene EU-Richtlinien: Die Richtlinie (EU) 2016/2102 regelt die Barrierefreiheit öffentlicher Stellen und wurde in Deutschland durch die BITV 2.0 umgesetzt. Sie gilt nur für staatliche bzw. öffentliche Einrichtungen, aber nicht für private Unternehmen. Die Europäische Barrierefreiheitsrichtlinie (EAA) bzw. die Richtlinie (EU) 2019/882 ist die Grundlage für das BFSG und betrifft private Unternehmen.
Das BSFG gibt vor, dass Unternehmen ihre Angebote für alle Menschen zugänglich machen müssen. Dazu gehören:
- Produkte (z. B. eBooks, Zahlungsdienste, Kartenlesegeräte, Verbraucherendgeräte mit interaktivem Leistungsumfang wie zum Beispiel Mobiltelefone, Hardwaresysteme für Universalrechner)
- Dienstleistungen (z. B. Online-Shops, Apps, elektronische Buchungs-Webseiten, Online-Banking, Ticketautomaten)
Für wen ist Barrierefreiheit Pflicht? Davon betroffen sind vor allem Online-Händler, E-Commerce-Plattformen, Anbieter von digitalen Dienstleistungen, IT-Unternehmen, Softwareanbieter, Banken oder auch Telekommunikationsunternehmen.
Welche Ausnahmen gibt es von der Barrierefreiheit? Vom BFSG ausgenommen sind zum Beispiel kleine Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten und unter zwei Millionen Euro Jahresumsatz. Außerdem gibt es noch produktspezifische Ausnahmen, denn es sind nur Produkte bestimmter Kategorien betroffen und weitere (wie z. B. maßgeschneiderte) Produkte sind ausgenommen.

Mit dem BFSG gelten weitere Anforderungen für barrierefreie Produkte und Dienstleistungen (z.B. Online-Shops). Mit unserer praktischen Checkliste zur Barrierefreiheit erhältst du eine umfassende Anleitung, die dir dabei hilft, dein Angebot gemäß BFSG für alle Nutzer zugänglich zu machen. Neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben profitierst du von klaren Anweisungen und praktischen Gestaltungstipps.
Zur ChecklisteWie stelle ich die Barrierefreiheit ein?
Barrierefreiheit wird nicht “eingestellt”, sondern technisch und gestalterisch von Anfang an mitgedacht und umgesetzt. Wichtig für eine barrierefreie Homepage ist die Orientierung an den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die klare Anforderungen vorgeben. Zum Beispiel:
- Texte müssen gut lesbar und verständlich sein
- Bilder brauchen Alternativtexte
- Kontraste, Farben und Schriftgrößen müssen gut erkennbar sein
- Die Website muss mit Tastatur und Screenreader bedienbar sein
- Formulare müssen klar beschriftet werden
Deine Lösung: Barrierefreiheit-Paket vom Händlerbund
Mit dem BFSG unterliegen viele Online-Händler der Pflicht, ihre Webseite bzw. ihren Online-Shop barrierefrei zu gestalten. Das kann herausfordernd sein – wenn du dich nicht durch das Händlerbund Barrierefreiheit-Paket entlasten lässt. Denn durch die rechtliche Unterstützung und technische Lösung bist du rundum abgesichert.
Konkret profitierst du im Händlerbund Barrierefreiheit-Paket von:
-
- unbegrenzter telefonischer Beratung durch einen erfahrenen Anwalt
- Assistenzsoftware (BFSG-Plugin) für technische Optimierung
- Händlerbund BFSG-Check, um zu prüfen, dass du die rechtlichen Vorgaben einhältst
- Mustervorlage für Barrierefreiheitserklärung, die du deinen Usern zwingend zur Verfügung stellen musst
- Checkliste und FAQ zum BFSG, um die häufigsten Fragen klären zu können
Du hast die Wahl zwischen zwei Paketen:
- geeignet für dynamische Websites (z. B. Online-Shops)
- Integration im Backend als technische Systemintegration
- Funktionalität: Umfassende Barrierefreiheit für Inhalte, die sich regelmäßig ändern
- höherer technischer Aufwand (erfordert Zugang zum System)
- Vorteile: Screenreader-Kompatibel, Tastaturnavigation, nachhaltige Lösung mit Updates und Wartung, speichert Benutzereinstellungen, ideal für Shop-Systeme
- geeignet für statische Websites (z. B. Landingpages)
- Integration im Frontend (sichtbare Oberfläche der Website) für User
- Funktionalität: Barrierefreiheit für feste Inhalte und Benutzeroberfläche
- geringer technischer Aufwand (einfache Einbindung ohne tiefgreifende Änderung)
- Vorteile: leichte Umsetzung, Screenreader-Kompatibel, Tastaturnavigation, Nutzer können direkt Anpassungen vornehmen (z. B. Schriftgröße, Kontraste)
Wie kann ich testen, ob meine Website barrierefrei ist?
Um deine Website auf Barrierefreiheit zu prüfen, reicht ein Blick mit dem bloßen Auge oft nicht aus. Stattdessen solltest du eine Kombination aus automatisierten Tests, manueller Prüfung und Nutzerfeedback einsetzen:
- Automatische Tests decken viele technische Probleme auf, z. B. fehlende Alternativtexte oder unzureichende Kontraste
- Manuelle Tests zeigen, wie gut deine Website mit der Tastatur oder einem Screenreader funktioniert
- Testpersonen mit Einschränkungen liefern wertvolle Hinweise auf der echten Nutzung
Was ist eine Barrierefreiheitsprüfung?
Eine Barrierefreiheitsprüfung bzw. ein WCAG Test analysiert, ob digitale Inhalte (z. B. Websites oder Apps) die Anforderungen der WCAG oder nationaler Gesetze erfüllen. Ein Website Accessibility Test kann intern erfolgen oder durch externe Experten. Dabei wird geprüft: Ist die Seite
- wahrnehmbar? (z. B. durch Alternativtexte)
- bedienbar? (z. B. durch Steuerung per Tastatur)
- verständlich? (z. B. durch klage Sprache)
- robust? (z. B. funktioniert sie mit Hilfstechnologien)
Was bedeutet Barrierefreiheit überprüfen? Mit einem Test zur Barrierefreiheit kannst du weitestgehend sicherstellen, dass deine Website bzw. deine Produkte und Dienstleistungen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Beim Testen von Barrierefreiheit werden verschiedene Aspekte überprüft, zum Beispiel:
- Entspricht der Kontrast zwischen Text und Hintergrund den Standards?
- Haben die Bilder Alternativtexte?
- Verfügen alle Videos über Untertitel?
- Kann die Website mit der Tastatur bedient werden?
- Kann ein Screenreader zum Einsatz kommen?
- Bieten die Navigationselemente eine einfache Bedienung?
Sogenannte Accessibility Checker (also Barrierefreiheit Checker) sind digitale Werkzeuge, die zur Überprüfung deiner Website zum Einsatz kommen können. Der Checker analysiert die Website auf die zuvor beschriebenen Aspekte und hilft dir dabei, digitale Barrieren zu erkennen. Solche Accessibility Tester kommen als Software-Programme oder Browser-Add-ons zum Einsatz.
Welches Tool wird für den Barrierefreiheitstest verwendet?
Vorab ist wichtig zu wissen: Kein Tool ersetzt die manuelle Prüfung, zum Beispiel durch Screenreader oder Tastatur. Sie können dir aber dabei helfen, typische Barrieren schnell eigenständig aufzudecken.
Es gibt mehrere Tools, die Barrierefreiheit automatisiert prüfen. Die bekanntesten und am häufigsten genutzten sind unter anderem:
- WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool; browserbasiert, einfach zu bedienen)
- axe DevTools (als Erweiterung in Chrome- oder Firefox-Inspektor)
- Accessibility Insights (besonders für Entwickler)

Bei unserem BFSG-Check überprüft ein erfahrener Anwalt des Händlerbunds deinen Online-Shop auf die Kriterien des BFSG. Nach der Überprüfung weißt du genau, ob du sicher aufgestellt bist oder welche Anpassungen noch notwendig sind, um rechtssicher online handeln zu können.
Wer kontrolliert die Barrierefreiheit?
Überprüft wird die Einhaltung der Barrierefreiheit durch die Zentrale Marktüberwachungsstelle der Länder, die Stichproben durchführt. Aber auch Verbraucher oder Nutzer können die Behörde informieren und zur Handlung auffordern.
Was passiert, wenn meine Website nicht barrierefrei ist?
Nach BFSG darf eine Website nur dann betrieben werden, wenn sie barrierefrei ist. Entspricht die Seite nicht den Standards der Barrierefreiheit, ergeben sich verschiedene Konsequenzen:
- Das Unternehmen erhält eine offizielle Aufforderung zur Instandsetzung.
- Der Betrieb der Website wird eingestellt, wenn die Anforderungen nicht umgesetzt werden.
- Ein Verstoß kann als Ordnungswidrigkeit eingestuft und mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 € geahndet werden.
Was passiert, wenn mein angebotenes Produkt nicht barrierefrei ist? Grundsätzlich können die zuständigen Behörden auch deine Produkte ohne Anlass überprüfen. Wenn dein Produkt unter das BFSG fällt und nicht barrierefrei gestaltet ist, drohen ebenso rechtliche Konsequenzen. Beispielsweise kann die Behörde verlangen, dass du das Produkt nachbesserst, vom Markt zurückziehst oder den Vertrieb vollständig einstellst.
Ein weiteres Risiko sind Abmahnungen zum BFSG oder Unterlassungsklagen durch Mitbewerber, die ebenfalls einen Verstoß festgestellt haben.
Soforthilfe bei Abmahnung
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