Was bedeutet Circular Commerce eigentlich?
Circular Commerce ist die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Online-Handel. Das Ziel: Produkte, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf zu halten und nicht nach einmaligem Gebrauch zu entsorgen.
Statt dem klassischen Prinzip Take – Make – Waste (also: Rohstoffe nehmen, Produkte herstellen, wegwerfen) setzt Circular Commerce auf ein zirkuläres Modell:
Wiederverwenden, reparieren, aufbereiten, recyceln.
Konkret bedeutet das zum Beispiel:
- Rückläufer und gebrauchte Artikel werden geprüft, repariert und erneut verkauft („Refurbished").
- Händler bieten Ersatzteile oder Reparaturservices an.
- Kunden können ausgediente Produkte zurückgeben. Oft im Tausch gegen Gutscheine oder Rabatte.
- Verpackungen bestehen aus recyceltem Material oder sind mehrfach nutzbar.
Warum Circular Commerce gerade jetzt wichtig ist

Verbraucherinnen und Verbraucher achten zunehmend auf Umweltschutz, Ressourcenschonung und soziale Verantwortung. Ob beim Einkauf von Kleidung, Technik oder Möbeln – es zählt längst nicht mehr nur der Preis, sondern auch, wie und wo ein Produkt hergestellt wurde. Besonders jüngere Zielgruppen fordern von Marken mehr Transparenz und nachhaltige Angebote. Modelle wie Re-Commerce, Refurbished-Produkte oder Mietsysteme treffen deshalb den Nerv der Zeit.
Auch politisch steigt der Druck. Mit Gesetzen wie der Ökodesign-Verordnung oder dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (Lieferkettengesetz) verpflichtet der Gesetzgeber Unternehmen zunehmend dazu, Produkte ressourceneffizienter zu gestalten, fair zu produzieren und Umweltfolgen über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu berücksichtigen. Für viele Händler bedeutet das: Weg vom Einwegprinzip – hin zu langlebigen, reparierbaren und rückführbaren Produkten.
Nicht nur Kunden, auch Investoren und Geschäftspartner erwarten mehr Nachhaltigkeit. Mit dem wachsenden Fokus auf ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) wird Nachhaltigkeit zur strategischen Unternehmensaufgabe. Insbesondere größere Unternehmen müssen künftig regelmäßig und verbindlich über Umwelt- und Sozialauswirkungen berichten. Wer schon heute Circular-Commerce-Ansätze in sein Geschäftsmodell integriert, stärkt seine Position im Markt und verbessert sein Nachhaltigkeitsprofil.
Rohstoffe werden teurer, Produktionskosten steigen und Lieferketten sind oft instabil. Für viele Händler bedeutet das: längere Wartezeiten, höhere Einkaufspreise und sinkende Margen. Wer stattdessen auf Circular-Commerce-Modelle setzt, reduziert seine Abhängigkeit von Neuproduktion und externen Lieferanten. Das verlängert die Lebensdauer der Ware, senkt Materialkosten und stärkt die Resilienz des Geschäftsmodells. Zudem wächst der Markt für Second-Hand- und Refurbished-Produkte rasant.
Vorteile von Circular Commerce für deinen Online-Shop
Circular Commerce bringt eine ganze Reihe handfester Vorteile mit sich. Und das wirst du gerne hören: Nicht nur fürs Image, sondern direkt für dein Geschäft:
Neue Zielgruppen erschließen
Immer mehr Verbraucher achten beim Kauf auf Nachhaltigkeit. Wer hier glaubwürdige Angebote macht, gewinnt langfristig Vertrauen. Und ganz wichtig: Kundentreue.
Kosten senken
Ist eigentlich klar: Produkte zu reparieren oder als geprüfte B-Ware erneut zu verkaufen, ist oft günstiger als ständig neue Ware einzukaufen oder ungenutzte Retouren zu entsorgen.
Wettbewerbsvorteile sichern
Während viele Händler noch zögern, kannst du dich früh als Vorreiter positionieren. Mit klar kommunizierten Werten und zukunftsorientierten Prozessen. Deswegen haben wir uns an diesen Artikel gesetzt.
Nachhaltigkeit glaubwürdig leben
Circular Commerce ist kein Greenwashing. Du tust tatsächlich etwas Gutes und kannst das transparent zeigen.
Schritt für Schritt: So startest du mit Circular Commerce
Frage dich: Wo fallen bei dir im Shop systematisch Retouren oder Altbestände an? Welche Produkte lassen sich sinnvoll aufbereiten oder reparieren? Gibt es vielleicht Rückläufer, die du als B-Ware verkaufen könntest?
Gerade bei Elektronik, Kleidung oder Möbeln sind aufbereitete Produkte stark nachgefragt. Wichtig: Qualitätssicherung und transparente Kommunikation sind entscheidend für das Vertrauen.
Gib deinen Kunden die Möglichkeit, gebrauchte oder defekte Produkte zurückzugeben, zum Beispiel gegen einen Gutschein. Das steigert die Kundenbindung und sichert dir wertvolle Waren für die Wiederverwertung.
Ob selbst oder über Partner: Wenn du Reparaturen ermöglichst, zeigst du Verantwortung und bietest vorbildlichen Service. Das werden auch deine Kunden zu schätzen wissen.
Mehrwegverpackungen, recycelte Materialien, klimafreundlicher Versand, auch das gehört zum Kreislaufprinzip. Kommuniziere solche Maßnahmen sichtbar auf Produktseiten und im Checkout.
Praxisbeispiele: So machen es andere
Circular Commerce klingt für viele noch nach Zukunftsmusik, dabei setzen einige Unternehmen das Prinzip längst erfolgreich um. Ob Outdoor-Marke, Elektronikhändler oder Fashion-Riese: Immer mehr Player zeigen, wie sich nachhaltiges Wirtschaften und wirtschaftlicher Erfolg kombinieren lassen.
Lass dich von diesen konkreten Beispielen aus der Praxis inspirieren:
- Patagonia repariert Outdoor-Kleidung kostenlos und verkauft gebrauchte Stücke über den „Worn Wear"-Shop.
Wir sagen: Ein echter Pionier, der zeigt: Langlebigkeit kann auch cool sein. - Back Market ist auf generalüberholte Technik spezialisiert – mit Garantie und geprüfter Qualität.
Wir sagen: Refurbished? Klingt nicht nur nachhaltig, sondern auch smart für Umwelt und Geldbeutel. - H&M (Sellpy) bietet eine Plattform, auf der Kunden gebrauchte Kleidung verkaufen können. H&M übernimmt Abwicklung und Vertrieb.
Wir sagen: So geht Secondhand im großen Stil, bequem für Käufer und Verkäufer. - Globetrotter bietet in eigenen Werkstätten Reparaturservices an. Direkt im Store oder via Einsendung.
Wir sagen: Wer repariert statt ersetzt, zeigt Verantwortung. Und stärkt die Kundenbindung gleich mit.
Circular Commerce funktioniert und ist längst mehr als ein Nischenphänomen.
So hilft dir der Händlerbund nachhaltiger zu handeln
Auf dem Händlerbund Marketplace findest du nachhaltige Verpackungen zu günstigen Preisen. Das ist der erste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit.
Erfülle ESG-Reporting-Pflichten effektiv, ermittle und reduziere CO₂-Emissionen und unterstütze ausgewählte Klimaprojekte. Mit einem digitalen Klimaprofil zeigst du dein Engagement transparent und glaubwürdig.
Mehrweg statt Einweg: Seit 2023 müssen Händler nachhaltige Verpackungsalternativen anbieten. Doch was zählt als Mehrweg und wie lässt sich das im E-Commerce umsetzen? Wir klären auf.
Fazit: Circular Commerce
Wer Produkte länger nutzbar macht, Ressourcen spart und Kunden echte Alternativen zum Wegwerfen bietet, ist der Zeit voraus. Circular Commerce lohnt sich, ob ökologisch, ökonomisch und strategisch.
Du musst nicht von heute auf morgen alles umstellen. Fang klein an. Mit Rücknahmeservice, mit B-Ware oder nachhaltigen Verpackungen. Hauptsache, du denkst in Kreisläufen.
Denn eines ist klar: Die Zukunft des Online-Handels ist nicht linear, sondern zirkulär.

Geschrieben von
Anja Schachheim
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